69  Zufällige Prozesse

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In der Evolutionstheorie ist der allgemein verwendete Begriff "Zufall" im Sinne von plan-, ziel- und sinnlos eine negative Behauptung, während die Verwendung des Ausdrucks "Zufall" im Sinne eines stochastischen (Definition siehe weiter unten) Prozesses eine unpräzise Behauptung und ohne jede Substanz ist. Die theoretische Ablehnung einer lenkenden Kraft (bzw. eines Gottes) oder überhaupt einer Kausalität bzw. die pauschale Behauptung stochastischer Vorgänge haben keinen Aussagegehalt. Das bleibt auch so, wenn dem Zufall ein Faktor (angeblicher) Notwendigkeit beigefügt wird.



Der Faktor Zufall durchzieht die Evolutionstheorie wie ein roter Faden. Zufall spielt sowohl bei der Mutation als auch bei der Selektion sowie bei den übrigen Evolutionsfaktoren (Rekombinationen, Genverluste, Genvervielfachungen, hüpfende Gene, horizontaler Gentransfer, Abtrennung einer Population etc.) eine entscheidende oder zumindest teilentscheidende Rolle (1).

Von Zufall spricht man, wenn ein Ereignis nicht kausal notwendig auftritt. Umgangssprachlich wird der Begriff jedoch auch dann verwendet, wenn ein Ereignis in der Praxis nicht absehbar, vorhersagbar oder berechenbar ist. Zufälligkeit darf jedoch nicht mit Unberechenbarkeit oder Unvorhersehbarkeit verwechselt werden.


Definition von Zufall und Stochastik gemäss Brockhaus:

Zufall:  "Das, was ohne erkennbaren Grund und ohne Absicht geschieht, das Mögliche, das eintreten kann, aber nicht eintreten muss (Gegensatz: Notwendigkeit).″

Stochastik:  "Zum Erraten gehörend(e Kunst) [...] Oberbegriff für Wahrscheinlichkeitstheorie [...] Die Stochastik umfasst [...] alle quantifizierbaren Aspekte zufälliger Erscheinungen″ (2).


Ernst Mayr zu Zufall und Notwendigkeit:  "Leider übersehen [...] manche [...], dass die natürliche Selektion ein Zweistufenprozess ist. Im zweiten Schritt ist die Selektion für Anpassung tatsächlich entscheidend. Davor liegt aber der erste Schritt, die Entstehung der Variation, die der natürlichen Selektion das Material liefert, und hier herrschen stochastische Prozesse (das heisst Zufälle) vor. [...] Ausserdem darf man nicht vergessen, dass der Zufall sogar im zweiten Schritt der Evolution, dem des Überlebens und der Fortpflanzung, eine beträchtliche Rolle spielt" (3). Nach Ernst Mayr ist "Zufälligkeit" ein "nicht vorhersehbares Ereignis" (4).


Der Begriff Zufall wird von den Evolutionisten zum einen im Sinne des stochastischen Prozesses, zum anderen (zumindest implizit) mehr umgangssprachlich im Sinne von (so Mayr explizit) plan- und ziellos verwendet (5).


Charles Darwin schrieb dazu:

"Ich habe bis jetzt das Wort "Zufall" gebraucht, wenn von Veränderungen die Rede war, die bei organischen Wesen im Zustand der Domestikation häufiger und bei solchen im Naturzustand seltener auftreten. Das Wort Zufall ist natürlich keine richtige Bezeichnung, aber sie lässt wenigstens unsere Unkenntnis der Ursachen besonderer Veränderungen durchblicken" (6).


Zufall als negativer Begriff:

Die Verwendung des Begriffs Zufall in der Evolutionstheorie im Sinne von plan-, ziel- und sinnlos ist eine negative Behauptung ohne jede Substanz. Die theoretische Ablehnung einer lenkenden Kraft bzw. eines Gottes oder überhaupt einer Kausalität hat wie jede negative Behauptung keinen eigenen Aussagegehalt. Der in der Evolutionslehre so verwendete Begriff bleibt auch dann gehaltlos, wenn er mit dem Faktor (angeblicher) Notwendigkeit kombiniert wird, denn Gehaltloses mal Gehaltvolles ergibt stets Gehaltloses.


Zufall im Sinne des stochastischen Prozesses:

Die Verwendung des Begriffs Zufall als Evolutionsfaktor im Sinne stochastischer Prozesse ist nichts weiter als das Bekenntnis, dass man keine oder keine genaue Kenntnis davon hat, wie Evolution ablaufen soll. Würde man Kausalitäten vermuten und hätte man sie theoretisch bereits erklärt oder gar empirisch erforscht, müsste man den Begriff Zufall oder stochastische Prozesse als Ausdruck der Unkenntnis nicht mehr bemühen.

Tatsächlich kann weder die Ausgangslage vor den unzähligen Mutationen zur angeblichen Höherentwicklung von Organismen konkret umgrenzt werden, noch können auf genetischer Ebene irgendwelche statistischen Aussagen über einzelne, geschweige denn über mehrere zusammenhängende, angeblich makroevolutive Prozesse gemacht werden. Pauschal behauptete stochastische Prozesse sind und bleiben ohne Ausgangslage und Wahrscheinlichkeitsberechnungen absolut gehaltlos.

Hinzu kommt, dass vor dem Ablauf eines stochastischen Prozesses erst das entstehen muss, woraus ausgewählt wird. Der Würfel mit sechs Augen muss zuerst erdacht und erschaffen sein, bevor er geworfen werden kann. Die zufällige Entstehung von etwas kann solange nicht als stochastischer Prozess bezeichnet werden, wie noch keine Auswahlmöglichkeiten bestehen. Hier ist genau zu unterscheiden zwischen der Entstehung von Neuem und der Entwicklung von Bestehendem. Für die Entstehung des Neuen hat die Evolutionstheorie keine Erklärung. Für die Entwicklung aus dem Bestehenden hat sie mit der pauschalen Aussage des stochastischen Prozesses keine substanziierte (= gehaltvoll begründete)Erklärung.


Fazit (7):

Die Aussage Zufall und jede mit dem Faktor Zufall verbundene Aussage ist gehaltlos. Die Faktoren Zufall x Gesetz ergeben stets Zufall: 0 x 1 = 0. Sobald eine Behauptung den Teil-Faktor Zufall enthält, wird die ganze Behauptung substanzlos, nicht nachvollziehbar, nicht beweisbar.

Wer eine Theorie aufstellt, deren zentrale Erklärung es ist, eine aussernatürliche Kraft oder jede andere Kausalität abzulehnen und ansonsten nicht zu wissen, was abläuft, stellt im Grunde gar keine Theorie auf.


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(1)  Ernst Mayr, Das ist Evolution, 3. A., München 2003, S. 177.

(2)  Der Brockhaus, Naturwissenschaft und Technik, Heidelberg, 2003.

(3)  Ernst Mayr, Das ist Evolution, S. 279f., vgl. auch S. 281, 338, 343.

(4)  Ref. (3) S. 354.

(5)  Ref. (3) S. 154 & 263.

(6)  Charles Darwin, Die Entstehung der Arten, übersetzt von Carl W. Neumann, Nikol Verlag Hamburg, 2004, S. 188.

(7)  Dieter Aebi, Prozessakte Evolution, Evolution contra Kreation aus juristischer Sicht, Dillenburg 2006.




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