63  Anthropisches Prinzip

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Unter dem Anthropischen Prinzip versteht man die unglaubliche Feinabstimmung der verschiedenen Naturkonstanten, die menschliches Leben erst möglich machen. Wenn auch nur einzelne der gut 40 bekannten Naturkonstanten minimal von ihrem jetzigen Wert abweichen würden, so wäre kein irdisches Leben möglich. Einige Wissenschaftler, die nicht an einen intelligenten Schöpfer des Universums glauben, helfen sich mit der sogenannten Multiversum-Theorie, der zufolge es unendlich viele Universen gibt und wir uns in genau demjenigen befinden, in dem Leben möglich ist. Mit dieser Theorie kann selbstverständlich alles und nichts bewiesen werden.



Die Wahrscheinlichkeit, dass unser Universum genau seiner tatsächlichen Erscheinungsform entspricht, liegt nach Ansicht einiger Physiker in etwa bei 1 : 10^62. Das entspricht

0,000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'000'001% (1).


Ein Physiker hat die Präzision der Feinabstimmung der Naturkonstanten folgendermassen veranschaulicht: Man stelle sich eine 2-Euro-Münze vor, die mit einer Gewehrkugel getroffen werden muss. Dazu sollen das Gewehr am einen und die Münze am anderen Ende des sichtbaren Universums positioniert werden!


Einige Beispiele:

Wäre die Schwerkraftkonstante nur etwas niedriger, hätte dies zur Folge, dass Sterne wie die Sonne nicht in der Lage wären, einen Kernfusionsprozess in Gang zu setzen. Wäre sie nur etwas höher, würde dies den Energievorrat der Sterne in sehr kurzer Zeit verbrauchen.


Wären die Kernkräfte, die die Atome zusammenhalten, nur etwas stärker, würden die Elektronen wie in einem schwarzen Loch auf den Kern stürzen. Wären sie nur etwas schwächer, könnte es keine chemischen Reaktionen geben. Wenn beispielsweise das Wasser nicht so sonderbar auffällige Anomalien (Gefrierverhalten, Siedepunkt, Dichteverlauf etc.) hätte, wäre kein Leben auf Wasserbasis möglich (2).

Der Astronom Martin Rees hat aus den vielen Naturkonstanten sechs ausgewählt und beschrieben, dass keine von ihnen auch nur geringfügig vom bestehenden Wert abweichen darf. Andernfalls wäre kein irdisches Leben möglich (3).


Multiversum oder ewiger Schöpfergott?

Rees geht davon aus, dass es unendlich viele Universen geben muss und dass eines davon zufällig exakt die richtigen Naturkonstanten enthält. Man kann somit an eine Theorie glauben, nach der es unendlich viele Universen gibt, oder man glaubt an einen einzigen, unendlich intelligenten und allmächtigen Schöpfer des einen Universums, in dem wir leben (4).


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(1)  Peter C. Hägele, Das kosmologische anthropische Prinzip, Kolloquium für Physiklehrer, Universität Ulm, 11. Nov. 2003, http://www.uni-ulm.de/~phaegele/Feinabstimmung_Physik.pdf

(2)  Hansruedi Stutz, Das anthropozentrische Prinzip: Der Mensch im Mittelpunkt des Universums, factum Juli/August 1991, S. 39.

(3)  Martin Rees, Just six numbers, HarperCollins Publishers, 1999.

(4)  David Tyler, Parallel Universes: Has God anything to say?, Origins 34, März 2003, S. 14-15.



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