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Die notwendigen Übergänge von Fischen zu Amphibien, von Amphibien zu Reptilien und von Reptilien zu Vögeln sind auch nach 150-jähriger intensiver Suche in den Fossilien nicht gefunden worden. Vergleiche zwischen den "amphibienähnlichsten Fischen" (Coelacanth/Periophthalmus) und den "fischähnlichsten Amphibien" (Ichthyostega) zeigen zudem, dass bei komplexen Schlüsselmerkmalen, wie z.B. dem Bau der Tetrapodenextremität (Beine der vierfüssigen Landlebewesen) oder dem Bau des Hirnschädels, evolutionäre Zwischenformen kaum denkbar sind. Für den Übergang zwischen Reptilien und Vögeln hält man sich hartnäckig daran, dass der Archaeopteryx eine Übergangsform sei; obwohl heute erwiesen ist, dass er zu hundert Prozent ein Vogel, gefiedert, warmblütig und mit einer speziellen Vogellunge ausgestattet war.



Zwischen den verschiedenen Ordnungen, Familien und Klassen der uns bekannten und in den Fossilien überlieferten Lebewesen gibt es keine einzige (!) unwidersprochene Übergangsform (missing link). Zwischen allen diesen Klassen und ihren vielen Ordnungen wären gemäss Evolutionstheorie unzählige Zwischenformen zu erwarten, die mehrere Schlüsselmerkmale beider Arten in sich vereinen. Als Übergangsformen wurden in der Vergangenheit einige Beispiele vorgeschlagen, die jedoch nach eingehender Prüfung allesamt verworfen werden mussten (1) (2) (3).


Die Quastenflosser (Crossopterygier):

Eine dieser Übergangsform zwischen Fischen und Amphibien soll der Quastenflosser sein. Dieser Fisch verfügt über Flossen mit verstärktem Muskelansatz, sodass man davon ausging, dass er mit seinen Flossen auf dem Meeresgrund gehen würde. Tag und Nacht hat man diese Tiere beobachtet und kam dabei zum Schluss, dass sie ihre verstärkten Flossen dazu verwenden, um sich im Wasser aufzustellen und senkrecht mit dem Kopf nach oben und der Brust nach vorne zu schwimmen. Davon ist in kaum einem Schulbuch etwas zu lesen.



Wenn man den Quastenflosser betrachtet (zum Beispiel Latimeria, ein lebendes Fossil), wird klar, dass er eindeutig ein Fisch ist. Hinzu kommt, dass er mit ca. 1m Länge ein verhältnismässig grosser Fisch ist. Dass ausgerechnet dieser grosse Fisch eine Übergangsform zwischen Fisch und Amphibium sein soll, scheint nicht sehr glaubwürdig zu sein. Zudem hält er sich in grossen Meerestiefen auf, und selbst von einem Ansatz zur Lungenbildung ist nichts zu entdecken.






Coelacanth:  Der Quastenflosser – eindeutig ein Fisch und weit entfernt von den Amphibien.



Der Archaeopteryx:

Seit der Entdeckung des Archaeopteryx in den 1860er Jahren wurde die stammesgeschichtliche Herkunft der Vögel kontrovers diskutiert (4). Im Mittelpunkt stand dabei häufig die Frage nach seiner Flugfähigkeit, insbesondere hinsichtlich einer vermuteten Abstammung von zweibeinig laufenden Dinosauriern (Theropoden, z.B. Compsognathus; nach späterer Ansicht Thecodonten) (5).

Basierend auf den frühen anatomisch-morphologischen Studien, die der Biologe Thomas Huxley noch im 19. Jahrhundert machte, wurde diese Vorstellung bis in die jüngste Vergangenheit wiederholt von Taxonomen bzw. Paläozoologen aufgegriffen. Eine gute Flugleistung zugunsten einer theropoden Herkunft wird jedoch bezweifelt (6).

Zwar schliesst auch der Paläornithologe Alan Feduccia eine Abstammung der Vögel von Sauriern (baumbewohnender, flug- bzw. gleitfähiger Typus) nicht grundsätzlich aus (7). Allerdings erschweren widersprüchliche Befunde, z.B. über die Identität morphologischer Strukturen (Vogelhandknochen), eine Interpretation stammesgeschichtlicher Zusammenhänge. Anhand des bekannten fossilen Belegmaterials ist weit und breit kein Vorläufer-Dinosaurier in Sicht, der als Stammvater aller Vögel gelten könnte.







Archaeopteryx Fossil:  Der Archaeopteryx von Eichstätt.











Archaeopteryx Rekonstruktion:  Der Archaeopteryx wie er möglicherweise ausgesehen hat.




Archaeopteryx Skelettvergleich mit Compsognathus: 
Skelettvergleich zwischen dem Raubdinosaurier (Theropode) Compsognathus und dem berühmten Archaeopteryx. Beschriftung schwarz = Vogelmerkmale / blau = Reptilmerkmale. Auf den ersten Blick besteht eine grosse Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Tierarten. Bei näherer  Betrachtung sieht man jedoch markante Unterschiede. Vorderbeine und Flügel sind völlig verschieden strukturiert. Ebenso das Becken.



Die Tatsache, dass man den Archaeopteryx, diese eine umstrittene Form immer wieder als Beispiel für Zwischenformen im Allgemeinen anführt, verdeutlicht, wie schlecht es um die Anzahl bekannter Übergangsformen bestellt ist. Dabei muss man sich bewusst sein, dass die Entwicklung flugfähiger Flügel ein ganz spezielles Problem für die Vorstellung einer über viele Generationen fortschreitenden Evolution darstellt: Gefiederte Flügel, ein Vogelherz und eine Vogellunge bieten dem Lebewesen nur dann einen Überlebensvorteil, wenn sie allesamt und gleichzeitig komplett ausgebildet und voll funktionstüchtig sind.


Vogelfeder und Reptilschuppen:

Links oben:  Feinstruktur der Vogelfeder. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme.
 
Rechts:  Feinstruktur der Vogelfeder schematisch dargestellt. Der Verhakungsmechanismus der Federstrahlen funktioniert nach dem technischen Prinzip des Reissverschlusses.

Links unten:  Reptilschuppen einer Schlange. Der enorme strukturelle Unterschied wird deutlich. Ein fliessender Übergang von Reptilschuppen zu Vogelfedern ist schwer vorstellbar.






Wachstum einer Vogelfeder: 
Schema einer fortgeschrittenen Federanlage, teilweise aufgeschnitten. Die Feder entwickelt sich zunächst als Zylinder in der anfänglich noch geschlossenen Federscheide. Der Epidermalkragen teilt sich beim Hochwachsen in Säulen, aus denen später die Federäste werden. Die Federentwicklung verläuft fast komplett anders als das Wachstum von Reptilschuppen!



Die Schlange:

Der Stammbaum der Schlangen ist in den Fossilien, wenn überhaupt, nur sehr bruchstückhaft zu erkennen. Unter Fachleuten ist die Evolution der heutigen Schlange ein Phänomen, das sich nur durch viele Spekulationen erklären lässt (8).


Der Schlammspringer (Periophthalmus):

Auf den ersten Blick könnte man den Schlammspringer für eine Übergangsform zwischen Fisch und Amphibium halten, doch kaum ein renommierter Evolutionsforscher glaubt daran. Trotz der amphibischen Lebensweise zeigen die Kiemenatmung und die Flossen, dass er zu den Fischen zählt. Die Kiemenhöhle ist bei ihm nur durch eine enge Kiemenspalte mit der Aussenwelt verbunden, wodurch das Austrocknen der zarten Atmungsorgane verhindert wird. Durch Luftschnappen kann er den Sauerstoffgehalt eines Meerwasservorrats, den er im vergrösserten Kieferraum hält, in Grenzen auffrischen (9).


Schlammspringer:  Ein aussergewöhnlicher Fisch.



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(1)  Helmut Schneider, Natura, Biologie für Gymnasien, Band 2, Lehrerband, Teil B, 7. bis 10. Schuljahr, Ernst Klett Verlag, 2006, S. 257.

(2)  Horst Bayrhuber & Ulrich Kull, Linder Biologie, Lehrbuch für die Oberstufe, 21., neu bearbeitete Auflage, Schroedel Verlag GmbH, Hannover, 1998, S. 418, 430, 432.

(3)  Ulrich Weber, Biologie Oberstufe, Gesamtband, Cornelsen Verlag, 2001, S. 294-295.

(4)  Helmut Schneider, Natura, Biologie für Gymnasien, Band 2, Lehrerband, Teil B, 7. bis 10. Schuljahr, Ernst Klett Verlag, 2006, S. 261.

(5)  G. Heilmann, The origin of birds, London, Witherby, 1926.

(6)  R.T. Bakker, Dinosaur renaissance, Scientific American, 232, 1975, S. 58-78.

(7)  Alan Feduccia, The problem of birds origin and avian evolution, Journal Ornithology, 142, Sonderheft 1139-1147, (Studium Integrale, Mai 2002, S. 37-40).

(8)  Colbert et al., Evolution of the vertebrates: A history of the backboned animals through time, 5. Aufl., New York: Wiley-Liss, 2001.

(9)  P.K.L. Ng und N. Sivasothi, A Guide to the Mangroves of Singapore1, Singapore Science Centre, 1999, S. 138-139.

(Bild „Coelacanth”)  http://www.mnh.si.edu/highlight/coelacanth/images/image_2_lg.jpg

(Bild „Archaeopteryx Fossil”)  http://trilobita.de/gallery/others/archaeopteryx1/archaeopteryx.htm

(Bild „Archaeopteryx Rekonstruktion”)  http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Archaeopteryx_Spindler2005.jpg

(Bild „Archaeopteryx Skelettvergleich mit Compsognathus”, „Vogelfeder und Reptilschuppen” und „Wachstum einer Vogelfeder”)  Evolution ein kritisches Lehrbuch, Junker und Scherer, Weyeler, S. 239 – 241.

(Bild „Schlammspringer”)  http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Schlammspringer_fg01.jpg



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