Stellungnahme zur Pressemitteilung der SG Wort und Wissen

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http://www.clv-server.de/pdf/Stellungnahme_Wort_und_Wissen.pdf


Ausgangslage

Am 27.10.2009 wurde von Reinhard Junker und Henrik Ullrich im Auftrag der Studiengemeinschaft Wort und Wissen (SG Wort und Wissen) eine Pressemitteilung veröffentlicht mit einer Kritik am Buch „95 Thesen gegen die Evolution“, einem von ProGenesis herausgegebenen Buch mit wissenschaftlicher Kritik am naturalistischen Weltbild (so der Untertitel).


http://www.wort-und-wissen.de/index2.php?artikel=presse/main.php&n=Presse.P09-2


Um die Kritik der SG Wort und Wissen besser einordnen zu können, muss berücksichtigt werden, dass ProGenesis und die SG Wort und Wissen im Grossen und Ganzen zwar eine ähnliche Zielsetzung verfolgen, in der Vorgehensweise aber völlig unterschiedliche Positionen einnehmen. ProGenesis betreibt ausschliesslich Öffentlichkeitsarbeit und keine wissenschaftliche Grundlagenforschung wie die SG Wort und Wissen. Dies kommt vor allem im „kampagnenartigen Stil“ zum Ausdruck, der von ProGenesis aber ganz bewusst gewählt wurde.


Zu Punkt 1 / Offene Diskussion

Die SG Wort und Wissen kritisiert, dass eine offene Diskussion über Evolution und ihre naturwissenschaftlich begründete Kritik entgegen der Ankündigung im Buch mit den Thesen gar nicht verfolgt werde. Bemängelt wird, dass in den „95 Thesen“ „gar nicht für eine aus naturwissenschaftlicher Sicht offene Diskussion plädiert“ werde, sondern es werde „behauptet, dass Evolution prinzipiell als Deutungsrahmen der Naturgeschichte widerlegt sei.“ Dieser Kritik halten wir entgegen:

Erstens:  Die SG Wort und Wissen verkennt in ihrer Kritik, dass der Diskussions-rahmen des Buchs viel weiter ist als ihr eigener, auf die Naturwissenschaft und auf die Evolutionstheorie beschränkter. Die Autoren des Buchs haben erkannt und dargelegt, dass die Evolutionshypothese als eine mögliche Antwort auf die Herkunftsfrage aus einer Vermischung von weltanschaulichen Positionen und Interpretationen empirischer Datensammlungen entstanden ist. Sie halten deshalb zur Beantwortung der Herkunftsfrage den rein naturwissenschaftlichen Ansatz einer Kritik an der auf Evolution beschränkten Hypothese für unzureichend und haben im Buch auch nie eine solche Einschränkung vorgenommen, im Gegenteil, wie bereits der Untertitel mit dem Verweis auf die Ideologie des Naturalismus zeigt.

Zweitens:  Wenn wir die Aussagen der Bibel ernst nehmen und akzeptieren, dass der Schöpfer sich in Seinem ewig gültigen Wort selbst offenbart hat und uns mitgeteilt hat, alle Dinge innerhalb von sechs Tagen geschaffen zu haben, dann ist damit die Evolutionstheorie biblisch widerlegt.

Drittens:  Wenn die Evolutionstheorie von ihren Vertretern als wissenschaftliche Theorie angesehen wird, dann muss sie auch – nach Karl Popper - prinzipiell wissenschaftlich falsifizierbar sein. Evolutionskritik ist unbedingt notwendig in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Solange wir aber nur Evolutionskritik betreiben, indem wir die von Vertretern der Evolution vorgetragenen Argumente kritisieren, verharren wir letztlich in einer Patt-Situation. Evolutionskritiker sind, wie die „unendliche Geschichte“ ihrer Publikationen belegt, sehr erfinderisch. Ihr Erklärungsreichtum ist geradezu unbegrenzt. So hinken wir mit sicherlich besseren astronomischen, biologischen und geologischen Modellen immer einige Schritte hinterher, weil man mit Modellen prinzipiell nicht andere Modelle widerlegen kann. Setzen wir hingegen Naturgesetze gegen das Evolutionsmodell ein, dann kann sie zu Fall gebracht werden. Wenn Gott in Seinem Wort Schöpfungsprinzipien offenbart hat, die der Evolutionslehre diametral entgegenstehen, dann kommt es nun darauf an zu zeigen, dass sie auch wissenschaftlich unhaltbar ist. 


Zu Punkt 2 / Fachliche Qualität der Thesen

Die SG Wort und Wissen behauptet pauschal, eine Reihe von Thesen sei „inhaltlich teilweise oder vollständig falsch, besonders die Thesen, die Altersfragen, Geologie und die Entstehung des Kosmos betreffen.“ Zahlreiche andere Thesen zeichneten ein äussert einseitiges Bild der Fakten ohne Rücksichtnahme auf den Gesamt-zusammenhang. Pauschale Kritik ist bekanntlich keine Kritik. In der Zwischenzeit haben wir von der SG Wort und Wissen einige Beispiele für ihre fachliche Kritik an den Thesen erhalten. Eine Sichtung dieser kritisierten Thesen zeigt, dass diese in die folgenden drei Gruppen eingeteilt werden können:

1. Unterschiedliche Formulierung:  Die am häufigsten geäusserte Kritik zu den Thesen betrifft die Formulierungen. Aufgrund der unterschiedlichen Vorgehensweise von ProGenesis und der SG Wort und Wissen (wie unter „Ausgangslage“ erläutert) ist das auch verständlich, denn bei der Information der breiten Öffentlichkeit dürfen die Formulierungen etwas markanter, plakativer und auch provozierender gewählt werden, als bei einer rein wissen-schaftlichen Arbeit. Dass die Publikationen der SG Wort und Wissen aus diesem Grunde äusserst vorsichtig formuliert werden, ist allgemein bekannt und trägt nicht unbedingt zur Erhöhung der Verständlichkeit ihrer Publikationen bei.

2. Unterschiedliches Verständnis von Evolution:  Der zweithäufigste Kritikpunkt ist die Behauptung der SG Wort und Wissen, dass verschiedene Thesen keine wirklichen Thesen gegen die Evolution seien. Auch das ist verständlich, denn wie bereits erwähnt, verstehen die Vertreter von ProGenesis und der SG Wort und Wissen nicht das gleiche unter „Evolution“. Dieser Begriff wird bei ProGenesis auf die Urknall- und Ursuppentheorien ausgeweitet und meint letztlich, wie das im Untertitel des Buchs sehr klar und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht wurde, eine „wissenschaftliche Kritik am naturalistischen Weltbild“. Der Begriff „Evolution“ wird bei der SG Wort und Wissen viel enger verstanden und beschränkt sich in der Regel auf die biologische Evolutionstheorie.

3. Redundanzen:  Der dritte Kritikpunkt an den 95 Thesen betrifft so genannte Redundanzen, damit meint die SG Wort und Wissen, dass eine Aussage in einer These ähnlich ist wie eine Aussage in einer anderen These. Ein Vergleich mit den 95 Thesen von Martin Luther zeigt, dass auch dort viele Thesen redundant sind. Aufgrund der hohen Menge an Thesen konnten gewisse Redundanzen nicht ganz verhindert werden. Allerdings handelt es sich nicht einfach um Wiederholungen, sondern um unterschiedliche Formulierungen unter verschiedenen Gesichtspunkten, teilweise mit neuen Aspekten.

Aus diesen Erläuterungen ist ersichtlich, dass die Kritik der SG Wort und Wissen völlig an der Sache vorbei zielt. Sie erweckt aber den Eindruck, dass unsere Thesen „inhaltlich teilweise oder vollständig falsch“ seien. Diese Aussage ist eindeutig unzutreffend.


Zu Punkt 3 / Fehlende Selbstkritik und Ergebnisoffenheit

Unter diesem Punkt kritisiert die SG Wort und Wissen die angeblich fehlende Selbstkritik und Ergebnisoffenheit der Autoren der 95 Thesen. Dabei geht sie irrtümlich erneut von einer naturwissenschaftlichen Debatte aus. Deshalb geht auch diese Kritik an der Sache vorbei. In einer rein naturwissenschaftlichen Debatte mag Ergebnisoffenheit wohl angebracht sein. Nur gibt es bei komplexeren Themata wie der Herkunftsfrage keine rein naturwissenschaftliche Debatte. Also gibt es bei solchen Fragen auch keine Ergebnisoffenheit. Die 95 Thesen stehen auf einer viel weiteren Diskussionsgrundlage als der rein empirischen der Naturwissenschaft. Und eine Ergebnisoffenheit zur Herkunftsfrage wäre entweder Unbedarftheit oder Heuchelei.

Die Autoren der 95 Thesen vermuten, dass die Vertreter der offiziellen Wissenschaft den Dialog mit den Vertretern der Schöpfungslehre oder des Intelligent Design deshalb verweigern, weil sie im Grunde ihres Herzens wissen, dass sie auf verlorenem Posten stehen. Man muss nur die Natur betrachten und erkennt sofort, dass alles von Gott geschaffen ist (Römer 1, 20). Auf der anderen Seite gehen Vertreter der Evolutionslehre kaum anders an die Sache heran als die Autoren des Buchs, sofern sie sich überhaupt mit Gegnern ihrer Ansicht einlassen. Und wenn einige von ihnen glauben, sie stünden dabei oder bei Debatten unter ihresgleichen auf rein naturwissenschaftlichem Boden, dann betrügen sie sich selbst. Genau diese Täuschung wollen die 95 Thesen unter anderem aufdecken.


Zu Punkt 4 / Unangemessener Vergleich mit Luthers Thesen

Als letzten Punkt kritisiert die SG Wort und Wissen die Anmassung des Vergleichs mit Luthers 95 Thesen. Bei der Herkunftsdebatte und ihrem Unterthema Evolution geht es ums Ganze: Gott oder „Zufall und Notwendigkeit“ (J. Monod)? Theismus oder Atheismus? Mit Fug kann man fragen, ob sich Luther bei der Ablassfrage auch in dieser Kontroverse sah oder, ob es heute nicht um viel mehr als damals ging. Und wie sähe Luther wohl diese Thesen? Würde er nicht sofort die Berühmtheit seiner Thesen hergeben, damit in einer – für ihn wohl kaum vorstellbaren – säkularisierten, postchristlichen Gesellschaft der Glaube an Gott überhaupt erst wieder möglich wird? Im Übrigen massen sich die Autoren nicht einen historischen Vergleich an, sondern sie wünschen ihn sich. Das ist nicht dasselbe. Ein Wunsch ist keine Anmassung.


Fazit

Zum Schluss dieser Stellungnahme sei noch erwähnt, dass ProGenesis die SG Wort und Wissen bereits einige Zeit vor der Veröffentlichung dieses Buchs und der entsprechenden Homepage zu einer Zusammenarbeit eingeladen hat. Die Thesen wurden der SG Wort und Wissen noch vor der Veröffentlichung zur Stellungnahme und Korrektur vorgelegt, was teilweise auch geschehen ist und diese Korrekturen wurden in der Regel berücksichtigt. Unter diesem Hintergrund ist die vorliegende Kritik der SG Wort und Wissen nicht nachvollziehbar.

Es ist richtig, dass die SG Wort und Wissen uns von einer Publikation der 95 Thesen abgeraten hat, es ist aber ebenso richtig, dass sie es damit verpasst hat, zusammen mit ProGenesis konstruktiv an diesem Projekt mitzuarbeiten. Zu erwähnen ist noch, dass an den 95 Thesen namhafte Wissenschaftler aus den verschiedenen Disziplinen mitgearbeitet haben.

Wir erachten es als nicht sehr hilfreich für die Sache, dass die SG Wort und Wissen mit ihrer Kritik an die Öffentlichkeit getreten ist und wir werden, ausser dieser Stellungnahme, keine öffentliche Debatte über die 95 Thesen gegen die Evolution mit der SG Wort und Wissen führen. Wir sind aber gerne bereit, sachliche Kritik an den Thesen zu berücksichtigen, was teilweise bereits an der Überarbeitung zur 2. Auflage des Buchs erfolgt ist.


Das ProGenesis Team  (ProGenesis - Schweizerisches Initiativkomitee gegen das naturalistische Weltbild)

3. Dezember 2009 




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